Ortsentwicklung: Vielen Dank für die rege Beteiligung 

Viele, viele Bewohner:innen haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, zu den Änderungen des Flächenwidmungsplan Stellung zu nehmen. Die Ortsentwicklung unserer Heimatgemeinde liegt nun in den Händen der Ortspolitiker:innen. Es wird sich zeigen, ob die Gemeindeführung das Projekt machtdemonstrierend über die Köpfe der Bewohner:innen hinweg beschließt und damit ihren viel propagierten Slogan "GEMEINSAM" zu einer parteitaktischen Worthülse degradiert, oder sich bürgernah einer ergebnisoffenen Diskussion mit der Bevölkerung stellt, um eine nachhaltige Ortsentwicklung in Zusammenarbeit mit den Bewohner:innen zu ermöglichen.  (2/2025)

Drei Bücher über unsere Ortsgeschichte

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Erlebe unsere Großgemeinde

Pottendorf, Landegg, Siegersdorf, Wampersdorf - DAMALS UND HEUTE

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Trennung als Neuanfang

Im Weinbuch der Pottendorfer Herrschaft ist zu lesen, dass im Jahre 1644 an das “allhiesige Wirtshaus” 295 Eimer Wein verkauft wurden. 1 Eimer waren damals 40 Mass = 160 Seidel = 56,589 Liter. Also gingen sage und schreibe 4598,75 Liter über den Ladentisch der Hoftavern, die sich deshalb so nennen durfte, weil sie im Besitz der Herrschaft war. Allerdings führte die Herrschaft die Hoftavern nicht selbst, sondern gab sie in “Bestand” - also in Pacht. Der erste bekannte Pächter, Thomas Pergauer, hat gemeinsam mit seinem Schwiegervater Ulrich Paumgartner (Richter von Pottendorf) bis heute einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Die Grabsteine der beiden Herrn sind die ältesten erhaltenen auf unserem Friedhof.

Aber nun wieder zu etwas Lebendigerem: 1750 entschloss sich die Herrschaft, die Wirtschaft in Pottendorf zu beleben und ließ im Rothen Hof den „Schwarzen Adler" - ein Gasthaus -einrichten dass ab nun in unmittelbarer Konkurrenz zur Hoftavern stand. Mit dem Bau der Spinnerei (1801) entstanden noch mehr neue Gasthäuser in Pottendorf. Die alte Hoftavern konnte mit den Mitbewerbern nicht mehr mithalten und schloss in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts für immer die Wirtshaustüren. Sie diente ab da als herrschaftliches Wohnhaus.

Ab 1819 wohnte Georg Adam Liszt - der Großvater des Komponisten Franz Liszt - die letzten 25 Jahre seines Lebens am heutigen Kirchenplatz 4. Vermutlich kam List auf Vermittlung von Fürst Nikolaus Esterhazy nach Pottendorf. Jedenfalls erhielt er gleich eine Anstellung als Schlossorganist. Zusätzlich war er in der Spinnerei als Wollwäger angestellt. Als Opa Liszt am 8. August 1844 völlig verarmt starb, feierte sein Enkel Franz in ganz Europa triumphale Erfolge. Im Schaukasten des heutigen Pfarrhofs ist eine rote Marmor-Gedenktafel angebracht, die an Georg Adam Liszt erinnert.

In den Jahren 1961/62 wurden - zu Gunsten eines Neubaus des Pfarrhofes - die Hoftavern und das Wildprethaus abgerissen. 

Es ist ihm bestimmt nicht leicht gefallen, seine Unterschrift am Valentinstag des Jahres 1961 unter den Vertrag mit der Pfarre Pottendorf zu kritzeln. Aber was blieb ihm schon anderes über, dem Laszlo Prinz von Esterhazy-Galantha, als die Ablöse des Patronats über die Pfarrkirche zum Hl. Jakobus zu unterschreiben? Sein einziger Sohn Nikolaus - der sollte nicht nur die Herrschaft erben, sondern wurde auch als nächster Fürst gehandelt - starb am 26. Mai 1958 bei einem Autounfall. Laszlo Esterhazy sah sich ausser Stande die Besitze zukünftig selbst zu verwalten und daraus Geld zu lukrieren. Pfarrer Josef Nittmann drängte zudem, dass das Patronat zurückgelegt wird.

Und so kam es, dass  der Patronatsherr im Jahre 1960 einmalig öS 100.000,- für die Kirchenrenovierung locker machte, und das Grundstück Kirchenplatz 4 - du weisst schon, die fürstliche Hoftaverne, die sich in früheren Zeiten verpflichtet hat exklusiv Pottendorfer Bier auszuschenken - welches aus 426 m² Bauparzelle und 2.880 m² Waldparzelle bestand, in den Besitz der Pottendorfer Pfarre überging. Im Gegenzug war Esterhazy ab dem Tag nicht mehr für die Erhaltung der kirchlichen Gebäude verantwortlich. Der Prinz verlor auch das Recht der Präsentation bei der Neubesetzung der Pfarre. Alle Rechte und Pflichten gingen somit auf die Erzdiözese Wien und ihren Oberhirten über. Pfarrer Nittmann vermerkte in der Pfarrchronik: Eine jahrhundertealte Einrichtung ging damit zu Ende, die Liquidierung des Feudalwesens lässt sich nicht mehr aufhalten. Künftige Pfarrer werden es leichter haben bei ihrer Sorge um Kirche und Pfarrhof.” Nachdem das Patronat übergeben war, soll Laszlo Prinz Esterhazy nicht mehr in Pottendorf in die Kirche gegangen sein.

Zu jener Zeit war der Pfarrhof noch in der Hauptstraße 13.  Das sollte sich jetzt rasch ändern. Als am 16. Oktober 1961 die Gemeinde Pottendorf die Baubewilligung für den Neubau desselben auf den Parzellen 108 und 109 erteilte, stand dem nichts - also zumindest fast nichts - mehr im Wege.

Auch damals war man schon schnell mit dem Abriss. Der Abbruch der beiden alten Häuser soll so spontan und rasant erfolgt sein, dass eine noch anwesende Bewohnerin im kleinsten Raum des Hauses plötzlich nur mehr zwei Wände und eine Tür um sich hatte. Im Oktober sind die letzten beiden Parteien aus dem zweiten alten Gebäude ausgezogen. Damit konnte auch dieses demoliert werden. Die Pläne für den Neubau des Pfarrhofs fertigte Dipl. Ing. Josef Patzelt - Architekt in Wr. Neustadt - an. Mag sein, dass der sich das Ganze etwas einfacher vorgestellt hat, schließlich war es bestimmt nicht sein erster Plan, den er zeichnete. Aber um den Hochwürdigen Herrn Erzbischof Dr. Franz Jachym und den Referenten Monsignore Robert Lux zufrieden zu stellen, bedurfte es noch eine Weile und so manche Stunde am Zeichenbrett. Der achte Planentwurf fand dann doch die Zustimmung der beiden geistlichen Herren und so konnte am 5. März 1962 mit dem Ausheben der Baugrube begonnen werden. 

Bei einer Tiefe von 1,60 Meter forderte die Natur - in Form des Grundwassers - ihre Daseinsberechtigung ein. Als in der Baugrube das kühle Nass bereits 40 cm hoch stand, beförderte eine Pumpe  das Wasser aus der Grube und mit Feuerwehrschläuchen wurde selbiges  zunächst in den Garten, später dann in die Fischa im angrenzenden Schlosspark transportiert.

In der Pfarrchronik wird der Baufortschritt so beschrieben: “In den Monaten April, Mai und 1. Hälfte Juni 1962 wurde der Rohbau des neuen Pfarrhofes aufgeführt. Das Wohngebäude, 2 Stockwerke hoch (d. h. Erdgeschoß und 1. Stock), der Zwischentrakt nur ebenerdig und der Saaltrakt an der Badenerstraße vorne mit ausgebautem 1. Stock und rückwärts unterkellert durch 2 Garagen und Kohlenablagen.

Am 16. Juni 1962 wurde die „Gleiche“ gefeiert, die Erzdiözese zahlte an jeden Arbeiter 1 Tagelohn zusätzlich als Abgeltung der „Feier“. Somit war der Rohbau in genau 3 Monaten fertiggestellt. Die Mauern wurden fast nur 38 cm stark an den Außenwänden hergestellt, gemauert wurde mit Lochsteinen, die die Größe von 2 Normalziegel haben. Die Zwischendecke (Erdgeschoß – 1 . Stock) und die Decke unter dem Dachboden wurde mit „Katzenberger“ Trägern und Hohlblocksteinen hergestellt. Die „Roste“ sind mit Betoneisen stark armiert, sodass das Gebäude sehr solide dasteht. Nun machen die Maurer 14 Tage Urlaub, in dieser Zeit soll der Zimmermann den Dachstuhl aufstellen.”

Während die Maurer ihren wohlverdienten Urlaub genossen, machten sich die Zimmerer ans Werk und errichteten den Dachstuhl über den Pfarrer Nittmann - scheinbar um sich selbst zu beruhigen - schreibt: “Die Dachkonstruktionen sind genau berechnet und erscheinen für das Auge schwach dimensioniert”. Heute, 60 Jahre später, wissen wir, dass alles richtig berechnet wurde, die Sorge unseres damaligen Pfarrers unbegründet war und der Dachstuhl immer noch hält. Die Dachdeckerarbeiten erledigte die Pottendorfer Firma Franz Weningers Witwe. Am 13. November 1962 war der grünlichgelbe Terranova-Außenputz aufgebracht und die Innenarbeiten begannen. 

Pfarrer Nittmann legte Wert darauf, dass - sofern dies möglich war - Pottendorfer Betriebe die anfallenden Arbeiten durchführen. So kam es, dass Josef Fassel - damals noch Tischlerei - die Fenster und Türen erzeugte und die Firma Ing. Prewein Wasser und Heizung installierte, Ing. Alfred Denk versorgte den neuen Pfarrhof mit Strom. die Schlosserarbeiten oblagen der Firma Alois Weiss, die Spenglerarbeiten erledigte die Fa. Lehner, die Decken und Wände wurden von Malermeister Franz Hitzenhammer gestrichen und Glasermeister Karl Gold kittete - Silikon war damals noch nicht in Mode - Glas in die von Tischlerhand gefertigten Fenster und Türen ein.

 

In der Pfarrchronik schreibt Pfarrer Nittmann: “Um die Jahreswende war tiefer Winter. Es gibt genügend Schnee, leider oft auch Glatteis. Die tiefsten Temperaturen waren im Jänner und Februar 1963 bei -20° C. Man spricht vom „strengsten Winter seit Menschengedenken“, weil durch 3 Monate hindurch der starke Frost keine Milderung erfuhr. In N.Ö. (zumindest im östlichen Teil) waren die Temperaturen nie so extrem wie in anderen Teilen Österreichs und Europas. Dort gab es seltene Schauspiele: Einfrieren des Wörthersees, des Traunsees, des Bodensees, ja sogar Einfrieren der Ost-See. Die Tiere auf den Feldern hatten sehr zu leiden und wurden z. T. mit Hubschraubern versorgt.” Ab 3. März trat kräftiges Tauwetter auf und verwandelten die Ortsstraße in Wasserstraßen, bei der tiefergelegten Einfahrt des Pfarrhofes kam viel Wasser von der Straße herein, sodass man Stege zum Gehen errichten musste.

Mitte Juni wurden die letzten Arbeiten am neuen Pfarrhof durchgeführt. Am 22. Juni 1963 wurden das Pfarrhaus und der Pfarrsaal von Sr. Exz. Dr. Franz Jachym Erzbischof Koadjutor feierlich geweiht und seiner Bestimmung übergeben. Der Andrang seitens der Bevölkerung war so groß, dass im neuen Pfarrhof Saal viel zu wenig Platz war. Die Feierlichkeiten endeten schließlich im - wie Nittmann in der Chronik anmerkte: ”gut geführten” - Gasthaus Raditsch, in der Hauptstraße 2, 

Da Kaplan Rudolf Hermanek mit 29. Juni in den Urlaub fahren wollte, musste der Umzug von der Hauptstraße in den Kirchenplatz noch in der letzten Juni-Woche erfolgen. Mit dem Handwagen und dem Lieferwagen des Tischlers Josef Fassel transportierte man Einrichtung und Hausrat, das Nittmann so beschreibt: “ Das Ausräumen der vielen Nebenräume des alten Pfarrhofs war besonders mühselig und langwierig, weil die Relikte von vielen Vorgängern auch wegzuräumen waren.”

Was der Neubau gekostet hat und wie das ganze finanziert worden ist? Kann ich dir sagen weil Rainer Pauer nicht nur ein begnadeter Organist, sondern auch derjenige war, der das Pfarrarchiv in den vergangenen eineinhalb Jahren, durchforstet, transkribiert, fein säuberlich geordnet und die Daten - nicht nur für diesen Post -  aufbereitet hat und mir zur Verfügung stellte. Also: Insgesamt wechselten 1.423.925 Schilling und 68 Groschen von der Pfarre zu den Handwerksbetrieben. Das Geld lukrierte die Pfarre aus Grundverkäufen in der Rehfing und aus dem Erlös des alten Pfarrhofes. 

Zufrieden mit dem vollbrachten Werk notierte Pfarrer Nittmann: “Im neuen Pfarrhof mit seinen schönen Räumen und den vielen Bequemlichkeiten fühlte sich jeder bald „daheim“.”

 
Fotos: Pfarrer Josef Nittmann, Pfarrarchiv, Sammlung Blümel
 

Das Zwanziger Haus

Hauptstraße 20, 2486 Pottendorf, Standort auf Google-Maps
 

DER BANN IST GEBROCHEN

Lange, lange konnte sich die Hauptstraße 20 wehren, ein Unternehmen zu beherbergen, obwohl es zu den ältesten Häusern Pottendorfs zählt. Über viele Jahrhunderte blieb es ein ganz einfaches Wohnhaus, geradezu umzingelt von Geschäften, Betrieben, Gaststätten und Dienstleistern. Schräg gegenüber - im Rothen Hof - war das Gasthaus zum schwarzen Adler, gleich daneben -  Hauptstraße 23 - war um die Jahrhundertwende die Glaserei Baumgartner und das Modegeschäft seiner Frau, später war dort das Fotohaus Schächter. Daneben die Bäckerei Zechmeister, später Raditsch, und noch ein Haus daneben, bot Schuster Pastler seine Dienstleistungen an. Auf des 20er-Hauses rechte Seite war das Brauhausstüberl im vermutlich ältesten Unternehmen Pottendorfs - dem Brauhaus - untergebracht, und links das Installateurunternehmen Prewein. 

Als das 19. Jahrhundert zu Ende ging, bestand das Haus noch aus zwei längs zur Straße ausgerichteten Gebäuden. die zu Beginn des 20 Jahrhunderts mit einem parallel zur Straße stehenden ergänzt wurde und die jetzige U-Form entstehen ließ.. Sechs Parteien - nicht die Politischen, die Wohnparteien sind gemeint - waren jeweils in einem winzigen VorraumEsszimmerKüchezimmer und einem WohnSchlafKinderzimmer, das auch nicht wesentlich größer war, untergebracht. Einzig die  Wenzl-Tant - die Taufpatin meiner Mama, der Annemie - hatte einen Vorraum, eine Küche, ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Als die Wenzl-Tant nimmer mehr war - ich wohnte mittlerweile im 34er Haus in Landegg - wurde das 20er Haus einer Grundsanierung unterzogen.

Und falls jemand die Absicht hatte, durch die Sanierungsmaßnahmen - und derer sollten noch zwei folgen - die Affinität zu Büchern aus dem Haus zu verbannen, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Vorhaben kläglich gescheitert ist. Ganz im Gegenteil, mit jeder Renovierung und mit jedem Umbau wuchs - scheinbar wie magisch - die Verbindung zu Büchern. 

So kam es auch, dass Irina Blümel - heute heißt sie Blümel-Kolck und ist gemeinsam mit ihrem Mann stolze Besitzerin des 20er Hauses - den jahrhundertealten Bann durchbrach und eine Firma in diesem Haus gründete: DieErlesene. Seit 1. Mai 2018 bietet sie Buchboxen zu den unterschiedlichsten Themen an. Ein Buch, einzigartige Geschenke - kreativ, lecker, buchig, kuschelig, spannend, praktisch auf das Buch abgestimmt - liebevoll ausgewählt und zu einem Leseerlebnis zusammengestellt. Und was ist "nur" mit Büchern? Klar, gerne, du kannst jedes Buch über den Buchhandel von DieErlesene erwerben - ganz entspannt und unkompliziert. 

Mehr Informationen rund ums Leseerlebnis findest du unter www.dieerlesene.at

 
Dieser Beitrag ist auch in der Kategorie "Unternehmen" unter dem Titel "Die Erlesene, Buchhandlung" veröffentlicht.
 
Fotos: Archiv Gernot Blümel
 
 

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Schlossmühle

Wiener Straße 7, 2486 Pottendorf, Standort auf Google-Maps
 
DIE TRÄNEN DER FISCHA
 
Papa Michael war Wundarzt und “Judex” - so nannte man damals die Marktrichter, die heute Bürgermeister heißen - von Pottendorf. Der Filius - Franz Raymond Stadler - pfiff zwar auf den hippokratischen Eid, trat jedoch als Marktrichter in die Fußstapfen seines Vaters. Darüber hinaus übernahm er Haus und Wirtschaft des Herrn Papas und pachtete die herrschaftliche Schlossmühle, womit das Gedankenkonstrukt, dass diese erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, ad absurdum geführt wird. Denn der Franz Raymund - Raymund bedeutet übrigens auf althochdeutsch “der Ratgeber und Beschützer” - pachtete diese bereits Ende des 17. Jhds.
Ebenfalls Fakt ist, dass die Schlossmühle von der Fischa Dagnitz angetrieben wurde. Dagnitz hieß damals Taignitz und war bis zum 14. Jhd. ein kleines Örtchen nahe Haschendorf. Der Legende nach, soll es in den dortigen Sümpfen - den sogenannten “Kabrunn” oder auch “Kaibrunnen” - versunken sein.
 
Aber jetzt weg von der Legende und zurück zu den Fakten: Die Fischa Dagnitz teilt sich beim Eintritt in unser Gemeindegebiet in die neue und die alte Fischa. Die neue Fischa fließt - großteils künstlich angelegt - durch den Schlosspark, um das Schloss herum, trieb das ehemalige Mühlrad der Schlossmühle an und fließt weiter durch die “Neustift”, wo sie die “Fluderwalken” der ehemalige “Kotzenfabrik” Schaumann (später Ostersetzer) - siehe Post 36/2022 vom 4. Oktober - mit Wasser versorgte. Heute tropfen in diesem Abschnitt lediglich die spärlich nachgeweinten Tränen - ob des Verschwindens eines stolzen Pottendorfer Betriebes, bzw. eines sich nicht mehr angetriebenen Mühlrades - in das Bachbett der Fischa.
 
Aber zurück zur Schlossmühle, die - als die Familie Esterhazy nach Wien zog - 1959 geschlossen wurde. Vandalismus und mehrere Brände fügten dem historischen Bauwerk großen Schaden zu. So wurde beispielsweise am 25. Juni 2001 die Feuerwehr bezüglich eines Großbrandes in der Wiener Straße 7 alarmiert. Insgesamt 85 Mann rückten zur Brandbekämpfung in der Schlossmühle aus, ehe um 22:30 “Brand aus” verkündet werden konnte.
Nachdem die Schlossmühle auf dem 1.800m² großen Grundstück im September 2006 in den Besitz der Gemeinde überging, keimte beim ortsgeschichtlich interessierten Teil der Bevölkerung Hoffnung auf. Diese wurde 2009 verstärkt, als die Liegenschaft samt Mühle unter der Prämisse verkauft wurde, dass innerhalb von 10 Jahren die Schlossmühle saniert, bzw. neu aufgebaut wird. Großmundig wurde verkündet, dass “… ein langjähriger Schandfleck beseitigt und ein historisches Gebäude wieder errichtet wird…”. Die Worte: “So soll das neue Gebäude … nach der Sanierung aussehen.” wurden durch zwei Bilder unterstrichen, die sowohl medial als auch bevölkerungsseitig für Applaus sorgten.
 
Heute, vier Jahre nach Ablauf der Frist, präsentiert sich die ehemalige Schlossmühle weiterhin in einem erbärmlichen Zustand. Der vordere und hintere Teil wurden - eh klar, wegen nicht Sanierbarkeit - platt gemacht, im hinteren Teil wurden Wohneinheiten errichtet. Ästethik hin oder her - von einer sanierten Schlossmühle sind wir weit entfernt, Auflagen wurden nicht eingehalten und die Reaktion seitens der Gemeinde und der Opposition lassen den damaligen Verkauf lediglich als Geldbeschaffung, nicht jedoch als “Beseitigung eines Schandflecks und Wiedererrichtung eines historischen Gebäudes” erscheinen. Die vermeintlich historische Instanz unserer Gemeinde - die ARGE Heimatforschung - griff das Thema erst gar nicht auf, saß man doch - parteipolitisch gesehen - in einem Boot mit der Gemeindeführung. Auch wenn sich das mit der neuen Riege des ARGE Vorstandes nicht geändert hat, bleibt zu hoffen, dass wieder Taten im Sinne der Gründer:innen “unsere” Schlossmühle wieder zu neuem alten Glanz verhelfen und die verzichtbaren Politfloskeln die Fischa-Dagnitz hinunter gespült werden.
 
 
Fotos: Josef Szoldatits, Familie Alfred Eder, DI Heinz Hamp, Hans Koller, Rainer Pauer MA, Archiv Gernot Blümel.  
 
 

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Landespflege- und  Betreuungszentrum

Esterhazy Straße 27, 2486 Pottendorf, Standort auf Google Maps

DAMALS: Spinnereigärten

 
VOM GEMÜSE ZUM KAFFEE
Als Prachtstraße ging sie nicht durch, da müssten links und rechts schmucke, herrschaftliche Häuser stehen. Aber breit war sie allemal und statt der Gebäude - mit Ausnahme des Beamten- und des Direktionshauses (heute Hennebergplatz) - säumten Gärten die damals sandig-erdige Fürst Esterhazy Straße. Hast du dir vielleicht schon einmal überlegt, wie viele Pferdefuhrwerke - und es ist anzunehmen, dass wohl auch einige Ochsengespanne dabei gewesen waren - die damals wahrscheinlich am stärksten befahrene und begangene Straße Pottendorfs rauf und runter gefahren sind? Schließlich sind die Handwerks- und Zulieferbetriebe der Spinnerei, wie Schwammerl, aus dem Boden gewachsen. Die Bevölkerung wuchs in den Jahren von 1802 bis 1832 - der Grund waren die vielen Arbeitsmöglichkeiten in der Spinnerei - von 600 auf 2.837 Einwohner an. Da muss was los gewesen sein auf der Esterhazystraße. Jedenfalls waren die Gartln eine Möglichkeit für viele, Gemüse und Obst selbst anzubauen.

Für einen Teil der Gartln war 1987 - als die Bagger anrollten, um Platz für den Esterhazy Wohnpark mit 6 x 20 Häusern zu schaffen - Schluss. Der Rest musste 1995 dran glauben. Auf der gegenüberliegenden Seite des mittlerweile fertiggestellten Esterhazy Wohnparks wurde das Pensionistenheim - so nannte man es damals offiziell - errichtet. Die feierliche Eröffnung, der damals mit 52 Betten größten Pflegeabteilung des Landes Niederösterreich, erfolgte 1996.

Nach über 25 Jahren hat sich das ehemalige Pensionistenheim zum Pflege- und Betreuungszentrum Pottendorf entwickelt. Immer innovativ und am Puls der Zeit, damit sich die Heimbewohner wohl fühlen.

Für diese und natürlich für die Besucher und Gäste wurde ein Kaffeehaus eingerichtet. Das Generations Café wurde viele Jahre von Ricki Baumgartner geführt. Michael Footitt, der auch die Pottendorfer Alm in der Hartlgasse innehatte, folgte. Seit 1. Oktober 2018 verwöhnt Maria Jakovljeviz die Bewohner:innen und Gäste mit Kaffee, Tee und Mehlspeisen.

 
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Fotos: DI Heinz Hamp, Archiv Gernot Blümel
 
 
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Gemeinsam sind wir Identität

Die Webseite steht erst am Beginn und wird laufend erweitert. Viele, viele Geschichten zu den unterschiedlichsten Themen werden zeitnah hier veröffentlicht. Wir wollen unsere Großgemeinde erlebbar machen. Wenn du Lust hast, kannst du mitmachen. Vielleicht hast du ja Bilder von unserem Heimatort, die du uns kurzfristig leihen kannst. Wir digitalisieren diese nach dem neuesten Stand der Technik. Du bekommst natürlich deine Bilder wieder retour. Dein Einverständnis vorausgesetzt, veröffentlichen wir diese - unter Einhaltung deiner Urheberrechte - in der Bilddatenbank dieser Webseite und geben somit einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich an der Vielfalt unseres Heimatortes zu erfreuen.

Oder vielleicht weißt du die eine oder andere Geschichte über einen unserer Ortsteile, eine Begebenheit, eine Persönlichkeit oder ein Erleignis, das du mit uns teilen möchtest. Wenn du es selbst nicht aufschreiben magst, erzähle es uns einfach und wir bringen es zu Papier.

Wir freuen uns jedenfalls, wenn du dich aktiv in unser Ortsgeschehen einbringst.