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Denkmäler und Gebäude

Denkmäler und Mahnmale die in unserer Großgemeinde aus den unterschiedlichsten Motivationen errichtet wurden, sowie bedeutende Gebäude. In einigen Beiträgen wird von diesen übergeleitet zu Straßen und Plätzen,  einem Unternehmen, einem Ereignis... In diesem Fall erscheint der Beitrag unter einem anderen Titel in der jeweiligen Kategorie, jedoch mit dem gleichen Inhalt. Sollte das auf einen Beitrag zutreffen, ist dies am Ende von diesem vermerkt. 
 
 

Schlossmühle

Wiener Straße 7, 2486 Pottendorf, Standort auf Google-Maps
 
DIE TRÄNEN DER FISCHA
 
Papa Michael war Wundarzt und “Judex” - so nannte man damals die Marktrichter, die heute Bürgermeister heißen - von Pottendorf. Der Filius - Franz Raymond Stadler - pfiff zwar auf den hippokratischen Eid, trat jedoch als Marktrichter in die Fußstapfen seines Vaters. Darüber hinaus übernahm er Haus und Wirtschaft des Herrn Papas und pachtete die herrschaftliche Schlossmühle, womit das Gedankenkonstrukt, dass diese erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, ad absurdum geführt wird. Denn der Franz Raymund - Raymund bedeutet übrigens auf althochdeutsch “der Ratgeber und Beschützer” - pachtete diese bereits Ende des 17. Jhds.
Ebenfalls Fakt ist, dass die Schlossmühle von der Fischa Dagnitz angetrieben wurde. Dagnitz hieß damals Taignitz und war bis zum 14. Jhd. ein kleines Örtchen nahe Haschendorf. Der Legende nach, soll es in den dortigen Sümpfen - den sogenannten “Kabrunn” oder auch “Kaibrunnen” - versunken sein.
 
Aber jetzt weg von der Legende und zurück zu den Fakten: Die Fischa Dagnitz teilt sich beim Eintritt in unser Gemeindegebiet in die neue und die alte Fischa. Die neue Fischa fließt - großteils künstlich angelegt - durch den Schlosspark, um das Schloss herum, trieb das ehemalige Mühlrad der Schlossmühle an und fließt weiter durch die “Neustift”, wo sie die “Fluderwalken” der ehemalige “Kotzenfabrik” Schaumann (später Ostersetzer) - siehe Post 36/2022 vom 4. Oktober - mit Wasser versorgte. Heute tropfen in diesem Abschnitt lediglich die spärlich nachgeweinten Tränen - ob des Verschwindens eines stolzen Pottendorfer Betriebes, bzw. eines sich nicht mehr angetriebenen Mühlrades - in das Bachbett der Fischa.
 
Aber zurück zur Schlossmühle, die - als die Familie Esterhazy nach Wien zog - 1959 geschlossen wurde. Vandalismus und mehrere Brände fügten dem historischen Bauwerk großen Schaden zu. So wurde beispielsweise am 25. Juni 2001 die Feuerwehr bezüglich eines Großbrandes in der Wiener Straße 7 alarmiert. Insgesamt 85 Mann rückten zur Brandbekämpfung in der Schlossmühle aus, ehe um 22:30 “Brand aus” verkündet werden konnte.
Nachdem die Schlossmühle auf dem 1.800m² großen Grundstück im September 2006 in den Besitz der Gemeinde überging, keimte beim ortsgeschichtlich interessierten Teil der Bevölkerung Hoffnung auf. Diese wurde 2009 verstärkt, als die Liegenschaft samt Mühle unter der Prämisse verkauft wurde, dass innerhalb von 10 Jahren die Schlossmühle saniert, bzw. neu aufgebaut wird. Großmundig wurde verkündet, dass “… ein langjähriger Schandfleck beseitigt und ein historisches Gebäude wieder errichtet wird…”. Die Worte: “So soll das neue Gebäude … nach der Sanierung aussehen.” wurden durch zwei Bilder unterstrichen, die sowohl medial als auch bevölkerungsseitig für Applaus sorgten.
 
Heute, vier Jahre nach Ablauf der Frist, präsentiert sich die ehemalige Schlossmühle weiterhin in einem erbärmlichen Zustand. Der vordere und hintere Teil wurden - eh klar, wegen nicht Sanierbarkeit - platt gemacht, im hinteren Teil wurden Wohneinheiten errichtet. Ästethik hin oder her - von einer sanierten Schlossmühle sind wir weit entfernt, Auflagen wurden nicht eingehalten und die Reaktion seitens der Gemeinde und der Opposition lassen den damaligen Verkauf lediglich als Geldbeschaffung, nicht jedoch als “Beseitigung eines Schandflecks und Wiedererrichtung eines historischen Gebäudes” erscheinen. Die vermeintlich historische Instanz unserer Gemeinde - die ARGE Heimatforschung - griff das Thema erst gar nicht auf, saß man doch - parteipolitisch gesehen - in einem Boot mit der Gemeindeführung. Auch wenn sich das mit der neuen Riege des ARGE Vorstandes nicht geändert hat, bleibt zu hoffen, dass wieder Taten im Sinne der Gründer:innen “unsere” Schlossmühle wieder zu neuem alten Glanz verhelfen und die verzichtbaren Politfloskeln die Fischa-Dagnitz hinunter gespült werden.
 
 
Fotos: Josef Szoldatits, Familie Alfred Eder, DI Heinz Hamp, Hans Koller, Rainer Pauer MA, Archiv Gernot Blümel.  
 
 

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