Paradeisa
VON DER EINKAUFSTASCHE ZUM WARENKORB
Des Lesens und Schreibens nicht kundig - was nicht dem Analphabetismus, sondern meinem Alter geschuldet war - marschierte ich die Landegger Hauptstraße in Richtung Kaufhaus Graf. Den braunen Henkel der aus Weiden geflochtenen Einkaufstasche lässig auf der Innenseite meines linken Ellbogens - ich glaube Armbeuge nennt man das - eingehakt, in der rechten Hand zwischen Daumen und Zeigefinger den von Mama geschriebenen Einkaufszettel eingeklemmt, ging es zielstrebig dem Einkaufsvergnügen entgegen. Die vier Stufen hoch, die Türe nach innen aufgedrückt - Fluchtwegekonzepte waren noch nicht erfunden - und während die Klingel ertönte, betraten die Füße schon die frisch gebohnerten Holzdielen im Innenraum des Geschäfts. Ein schüchternes “Grüß Gott” meinerseits - schließlich war ich in Landegg und nicht in Wien, wo man anscheinend bis heute “Guten Tag” sagen muß - und ein freundliches, den Gruß erwiderndes Lächeln von Frau und Herrn Graf. “Gibst mir dein Zetterl?”. Na klar tat ich das, mich auf die Zehenspitzen stellend, um die Einkaufsliste jemandem zu überlassen, der des Lesens mächtig war. Während Frau Graf den Zucker und das Mehl aus jeweils riesigen Säcken mit einem Schauferl in braune Papiersackerl einfüllte, schnitt Herr Graf geschickt ein Stück von dem überdimensional wirkenden Emmentaler ab. Schwupps, auf die Waage: “Es is a bisserl mehr als 15 Deka” und schon in - richtig - Papier eingeschlagen. Ja, das war es dann auch schon beim Graf, schließlich kauften wir die Wurst ein paar Häuser weiter beim Fleischhauer Nord. Für das Brot - je nach Gusto mit oder ohne Kümmel - waren noch ein paar Schritte zum Szerentschy zu gehen und als “Belohnung” für den "weiten Weg”, legte der Bäckermeister noch zusätzlich ein Salzstangerl - “oder magst lieber ein Mohnstangerl?” - in die Einkaufstasche. Falls du jetzt meinst, ich hätte die Milch vergessen, täuschst du dich. Die holten wir abends mit einer blechernen, außen braun emaillierten Milchkanne vom Milchhaus - das war dort, wo jetzt der Tapezierer Konstanzer ist, du weißt schon, bei der Rettung.
Falls ich es vergessen habe zu erwähnen: Das Mehl kam aus der Mühle in Weigelsdorf, die Milch, das Fleisch, die Wurst von Tieren, die man durchaus als “waschechte Landegger:Innen” bezeichnen kann. Kaum etwas, was quer durch Österreich, oder halb Europa, geschweige denn durch ganze Kontinente gekarrt wurde. Ich glaube, das heutige Modewort dafür ist “nachhaltig”.
Und weil es mich interessiert hat, habe ich mir die Definition von dem Wort angesehen: “Als nachhaltig ist ein Nahrungsmittel oder eine andere Ware dann zu bezeichnen, wenn sie ressourcenschonend, umweltfreundlich und mit Rücksicht auf soziale und ökonomische Aspekte produziert und gehandelt wird.” Verständlich ausgedrückt: saisonale, regionale Produkte mit wenig Verpackung zu fairen Preisen.
Und genau das gibt es seit 21. März 2020 bei Angelika Schwarz - die übrigens ausgebildete Diätologin und Ernährungsberaterin ist - bei Paradeisa.at. Im Abholmarkt - Hinter den Gärten 27 - gibt es Produkte vom Biohof Jungbauer aus Siegersdorf, Biohof Lanmüller Wampersdorf, Gallier Bräu aus Landegg und vieles, vieles andere mehr. Bis jeweils Dienstag 24 Uhr kannst du via Internet unter www.paradeisa.at bestellen und am Donnerstag Nachmittag deinen gesammelten Warenkorb in Pottendorf bei Angelika Schwarz abholen - und das Woche für Woche. Bequemer und nachhaltiger geht es kaum noch. Das nenne ich mal einen achtsamen Umgang mit den Ressourcen und - ganz nebenbei bemerkt - auch mit dem Körper.
Auf www.paradeisa.at erhältst du noch mehr Infos, kannst dir alle Produkte ansehen und erfährst auch, wo diese herkommen.
Fotos: Facebookseite Paradeisa Abholmarkt Pottendorf, Archiv Gernot Blümel